11
Jan
2016
Regen, Regen und nochmal Regen: ein Resümee des Weinjahrs 2016
Jedes Jahr stellt einen als Winzer vor neue Herausforderungen. Dieses Jahr machte uns und unseren Kollegen der Regen zu schaffen. Nichts desto trotz können wir eine erfolgreiche Bilanz für die Weinlese ziehen. Manche Trauben konnten trotz der Wetterlage lange genug reifen, um ihr volles Potential zu erreichen.
Die erste Jahreshälfte 2016 stimmte uns nicht besonders zuversichtlich. Die durchschnittlichen Temperaturen sahen zwar ähnlich aus, wie in den vergangenen Jahren (siehe den Vergleich 2015/2016). Allerdings fielen uns dieses Jahr bei der Arbeit in den Weinbergen schon recht früh die vergleichsweise spärlich gesäten Sonnenstunden auf.
Die Statistik sollte dann schließlich bestätigen, was unser Gespür bereits vermutet hatte. Mit Ausnahme vom September liegen 2016 alle anderen Monate in ihrer Sonnenzeit unter dem Durchschnitt aus den vergangenen 30 Jahren. Der Februar schaffte es mit insgesamt 45 Stunden gerade mal auf 54 Prozent seiner üblichen Sonnenstunden. Und auch der Juni, von dem man sich üblicherweise großes Reifungspotential erhofft, schwächelte mit nur 64 Prozent seines normalen Potentials.
Unglücklicherweise verhielt es sich bei der Regenstatistik 2016 genau andersherum. Im Juni prasselten auf jeden Quadratmeter in der Südpfalz durchschnittlich rund 116 Liter herunter. Zum Vergleich: 2015 waren das nur 33 Liter. Auch die übrigen Monate vor dem Juni lagen mit durchschnittlich 94 Litern teilweise um fast das Doppelte über dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre.
Dann aber kündigte sich glücklicherweise im Juli die Wende an. Auf den verregneten Sommer folgte ein sonnenreicher und trockener Herbst, der den Trauben noch mal so richtig Reife geschenkt hat.
"Der September ist der Mai des Herbstes."
Gut erkennbar in der Grafik ist vor allem der trockene September, der im Vergleich zum Vorjahr nicht nur viel weniger Regen brachte, sondern den Durchschnitt der letzten 30 Jahre mit 214 Sonnenstunden rund um ein Drittel übertroffen hat. Trotz des Aufschwungs in der zweiten Jahreshälfte und besonders im September, mussten wir – wie so ziemlich alle Pfälzer Winzer – dieses Jahr einen sehr frühen Herbst fahren und auf große Mengen des Leseguts verzichten.
Neben den geringen Sonnenstunden, die für die Reife der Trauben ausschlaggebend sind, liegt die größte Gefahr eines regnerischen Erntejahrs bei der erhöhten Schimmelwahrscheinlichkeit. Viel Feuchtigkeit bedeutet gute Wachstumsbedingungen für verschiedene Pilzerkrankungen der Rebe. Hinzu kommt, dass es durch die Druckverhältnisse dieses Jahr häufiger gehagelt hat. Dadurch werden oft große Mengen von Trauben beschädigt die dann für Pilze als Nährboden zählen. Hier ist besonderer Einsatz von uns Winzern gefragt. Die regelmäßige Kontrolle der Rebzeilen und Sichtung von Fäulnisstellen ist dabei genauso wichtig, wie das sorgfältige Entfernen von sämtlichen befallenen Trauben. Nur so ist sichergestellt, das die Qualität des Leseguts auf einem gesunden Niveau ist und keine beschädigten Trauben am Ende im fertigen Wein landen.
Der Prozess des Herausschneidens sorgt zwar für eine gesunde Traubenbasis, vermindert jedoch gleichzeitig die Menge an Wein, die sich herstellen lässt. In einer Flasche Wein stecken etwa 1,7 Kilo Trauben. Weniger Trauben = weniger Wein. Über alle Rebsorten hinweg konnten wir rund 65 Prozent gesundes Lesegut sicher in unseren Keller bringen. Im Vergleich zu letztem Jahr ist das zwar deutlich weniger. Wenn wir uns bei unseren Kollegen umhören, können wir vergleichsweise noch ganz zufrieden sein.
Wichtig zu erwähnen: Nicht alle Rebsorten sind anfällig für das regnerische Wetter. Und eine Sorte hat sich dieses Jahr ganz besonders hervorgetan.
Wenig überraschend für uns: der Cabernet Cortis hat es am längsten ausgehalten. Diese Rebzüchtung gehört zu den sogenannten PIWI-Weinen. Die Pilzwiderstandsfähigen Reben sind ursprünglich aus Kreuzungen zwischen Europäerreben und pilzresistenten amerikanischen Arten entstanden. Die größte Gefahr für andere Reben – der Falsche und Echte Mehltau – sind aber für Sorten wie dem Cabernet Cortis kein Thema. Wie andere PIWI-Sorten, ist auch der Cabernet der Natur sozusagen einen Schritt voraus und man kann durch seine natürliche Abwehr gegen den schädlichen Befall von einer starken Bestandsreduzierung absehen.
Der Cabernet Cortis konnte die Sonne dieses Jahr also am längsten genießen. Es waren die letzten Trauben, die wir dieses Jahr geerntet haben. Der Cabernet ist zwar nicht der einzige Wein, der für den Jahrgang 2016 großes Potential zeigt, aber er ist definitiv einer der ganz großen. Auch der 2016er Spätburgunder "R" könnte eine Wucht werden. Und besonders vielversprechende Trauben konnten wir auch beim Riesling lesen. Wir sind gespannt.
Die Weinlese 2016 hat mit dem 14. Oktober jedenfalls ihr Ende gefunden. Wir freuen uns jetzt auf die Kellerarbeit und werden alles tun, um auch im "Regenjahr 2016" die fruchtbetonten Weine zu erzeugen, die man bei uns kennt und schätzt.
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